Alois Springer I

Zur Entstehungsgeschichte des Gesamtkunstwerkes

Im Jahr 2011 lass ich die Autobiographie des Dirigenten Alois Springer. Ich kenne ihn und seine Ehefrau persönlich. Das Leben dieses Ausnahmetalents der Musik ist sehr bewegend und in einer sehr schönen Art und Weise geschrieben.

Herr Springer ist im Jahr 1935 geboren und lebte in Olkowitz. Im Alter von 10 Jahren hat er die Vertreibung von Olkowitz am eigenen Leib erleben müssen. Die Schilderungen seines Lebens währen des Kriegs und die Geschehnisse vor der endgültigen Vertreibung aus seiner Heimat haben mich sehr berührt und geschockt. Damals habe ich seine Ehefrau angerufen, mich entschuldigt und gesagt, dass ich die Autobiographie nicht weiter lesen kann, weil ich das nicht verkrafte. Sie ermutigte mich, weiter zu lesen und das tat ich dann auch. Heute bin ich froh, die gesamte Autobiographie gelesen zu haben. Seine Lebensgeschichte ist sehr bewegend und die Erzählung wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit wie eine Symphonie. Schnell war mir klar, dass ich Szenen seines Lebens durch Kunstwerke darstellen möchte. Deshalb habe ich das Buch ein zweites Mal gelesen. So bekam ich auch einen chronologischen Überblick über einzelne Stationen seines Lebens.

Zwei Szenen habe ich mir dann letztendlich herausgesucht. Zur Vorbereitung ging ich auch zu Lesungen, die Herr Springer durchführte und bat Ihn schließlich, mir doch auch persönliche Unterlagen zur Verfügung zu stellen, die in die Kunstwerke einfließen sollten.

Die Szene des Bildes, die ich zu diesem Award eingereicht habe, ist die Szene, die mich am meisten bewegt hat. Er ist gerade 10 Jahre alt und steht mit seinem Vater zusammen an einer weißen Wand und Schergen schießen immer näher und näher an deren Körper, sodaß er den spritzenden Kalk im Gesicht und an der Haut gespürt hat. Die gesamte Geschichte zu dieser Szene liest Herr Springer im dazugehörigen Video, deshalb halte ich hier die Ausführungen eher knapp.

In der größten Bedrohung flieht der kleine Alois sich in die Musik und entflieht so der ausweglosen Situation. Die in Collagetechnik eingefügte Partitur ist ein Original von Herrn Springer, die er mir freundlicher Weise zur Verfügung stellte.

Vor der Arbeit an den Kunstwerken standen umfangreiche Vorbereitungsarbeiten, nachdem für mich die Art und Weise der Darstellung klar war. So hat mein Patenkind Modell für den Jungen an der Wand gestanden. Es wurde Material für die Darstellung der Geige gesucht und bearbeitet, damit sie von der Größe her passt. So habe ich mich dann in einem Workshop bei Wolfgang Zelmer daran gemacht, beide Szenen des Lebens von Herrn Springer bildnerisch und kalligraphisch umzusetzen. Es waren sehr intensive Tage und Nächte. Als Ergebnis bin ich mit unvollendeten Werken nach Hause gefahren.

Das Ergebnis der letzten Monate wurde von mir zum Wursteiner Award eingesandt und kam hier von über 2000 Einreichungen unter die ersten 35 Kunstwerke, aus welchen die 7 Werke für die Ausstellung ausgewählt wurden.

Zur Gesamtkonzeption war mir sehr wichtig, dass ich nicht nur das Gesamtgemälde einreiche, sondern genauso wichtig war mir, dass Herr Springer genau diese Szene in einem Video liest. Hierfür danke ich Ihm und seiner Ehefrau sehr, dass er mir die Ehre erweist, dass wir dieses Gemeinschaftsprojekt im Mai 2016 nach einer Besprechung in meinem Büro gestartet haben, dass jetzt seinen Abschluss findet.

Das Ergebnis ist kein „schönes Bild“. Grund für die jetzige Fertigstellung dieser Szene des Lebens von Herrn Springer sind die aktuellen Geschehnisse um uns herum. Die Gewalt, der Krieg, die Flüchtlingsproblematik. Themen, die mich sehr bewegen und beschäftigen, denn oft denke ich, dass wir durch die Medien so abgestumpft sind, dass wir nicht mehr in der Lage sind, zu begreifen, was Krieg und Gewalt wirklich mit dem einzelnen Menschen macht. Ich möchte aufrütteln, die Herzen von Menschen berühren und zum Nachdenken anregen. Der Ausschnitt aus dieser Lebensgeschichte soll zu einem Mahnmal werden, dass wir nicht vergessen, was Krieg und Hass bewirkt. Die Menschen sollen durch das Gesamtkunstwerk in Bild und Ton gezwungen werden, zu fühlen, was der kleine Alois damals gefühlt hat!!! 

"Ich kann die Welt nicht retten – finde die Idee aber sehr gut"
Zitat Samy Deluxe

Nachtrag:

Die zweite Szene aus dem Leben von Herrn Springer ist die Liebesgeschichte, wie er damals seine jetzige Ehefrau kennen gelernt hat. Diese Szene werde ich als nächstes fertig stellen und freue mich schon darauf.